Der Glockenturm am Grazer Schlossberg mit der Liesl
Auf dem Schlossberg in Graz steht nicht nur der berühmte Uhrturm, sondern auch der weniger bekannte Glockenturm, der ebenfalls eine spannende Geschichte zu erzählen hat. Unter dem Dach des Glockenturms befindet sich die mächtige Glocke „Liesl“, deren Name auch auf den Turm selbst überging. Wie der Uhrturm war auch der Glockenturm einst Teil der Befestigungsanlage auf dem Schlossberg. Viele Besucher wissen jedoch nicht, dass dieser Turm neben dem Uhrturm ein weiteres historisches Wahrzeichen der Stadt darstellt.

Wissenswertes über den Glockenturm Graz
Der imposante Glockenturm erhebt sich 34 Meter über den Schlossberg und besticht durch seine achteckige Bauweise im Stil der Alpenländischen Renaissance. Sein Durchmesser beträgt rund 12 Meter. Die wohl bekannteste Besonderheit des Turms ist die monumentale Glocke „Liesl“, die 1587 von Martin Hilger in Graz gegossen wurde. Mit einem Durchmesser von 197 cm und einem Gewicht von 4.633 Kilogramm ist sie selbst für eine Glocke recht groß. Damit ist sie die drittgrößte Glocken der Steiermark.
Woher stammt der Name „Liesl“?
Nicht der Turm, sondern allein die darin befindliche Glocke trägt den Namen „Liesl“. Die genaue Herkunft der Bezeichnung ist nicht eindeutig überliefert, doch Historiker vermuten eine Ableitung vom Namen „Elisabeth“, der zur damaligen Zeit weit verbreitet war. Die „Liesl“ war die letzte Glocke, die Martin „Mert“ Hilger in Graz fertigte, bevor er die Stadt verließ. Dies geschah im Jahr 1587. Mit ihrer beachtlichen Größe wird sie in der Steiermark nur von der „Großen“ in Mariazell und der Glocke von Schloss Seggau übertroffen.

Die Glocke „Liesl“ im Glockenturm Graz
Um die „Liesl“ ranken sich einige Legenden. So heißt es, sie sei aus 101 Kanonenkugeln der Türken gegossen worden – eine schöne, aber historisch nicht belegbare Geschichte, da Kanonenkugeln aus Eisen bestanden, während Glocken in der Regel aus Bronze gefertigt wurden. Dennoch spielt die Zahl 101 eine besondere Rolle: Jeden Tag um 7, 12 und 19 Uhr erklingen exakt 101 Glockenschläge.
Mit einer Inschrift auf der Glocke selbst hat sich ihr ursprünglicher Auftraggeber, Erzherzog Karl II verweigt. Dieser gab die Glocke 1587 in Auftrag. Früher hatte die Glocke die wichtige Aufgabe als Alarmsignal. Wurde die Stadt angegriffen, brach ein Brand aus oder fand ein besonderer Anlass statt, wurde die „Liesl“ geläutet. Zudem ziert die Glocke eine lateinische Inschrift, die sinngemäß besagt: „Glocke werde ich genannt, nie gebe ich mich mit Nichtigem ab, ich künde Freudenfeste und Leichengesänge an. Bei einem nahenden Gewittersturm vernimmt man meine Macht. Andere ruf ich in Gottes Haus, ich aber bleib an der Stelle.“
Ergänzt wird die Verzierung durch das Wappen des Erzherzogs mit Erzherzogshut, Ordenskette des Goldenen Vlieses und Wappenschild der inner-österreichischen Herrschaftsgebiete. Weiters ist auf der Glocke ein Reliefbild von Karl II. und Maria Anna von Bayern im Gebet vor einem Kruzifix zu sehen.

Bauweise und Architektur
Der Glockenturm wurde nach den Prinzipien der Alpenländischen Renaissance errichtet und weist einen achteckigen Grundriss auf. Die charakteristischen Doppelfenster im oberen Bereich wurden nach dem Stil des italienischen Architekten Antonio dell’Allio gestaltet. Besonders bemerkenswert ist, dass die Glocke bereits vor dem Bau des Turms gegossen wurde. Daher mussten die tragenden Pfeiler so konstruiert werden, dass sie das enorme Gewicht und die Weite der „Liesl“ tragen konnten. Beim Bau wurde Stockwerk für Stockwerk über der Glocke errichtet, während sie nach und nach in ihre endgültige Position gehoben wurde.
Der Keller des Turms, aufgrund seines besonderen Grundrisses als „Bassgeige“ bekannt, diente einst als Gefängnis. In der Decke des Kellers findet man heute noch das sogenannte „Angstloch“. Diese ist ein runde Öffnung in der Kellerdecke, duch das man die Gefangenen beobachten konnte. Außen an der Fassade im zweiten Stockwerk befindet sich das steirische Wappen mit dem Panther sowie eine Gedenktafel für den Freikauf des Turms im Jahr 1809 unter dem Verbande Wilhelm Klein. Das Baujahr 1588 ist im Mauerwerk des dritten Stockwerks eingraviert.
Wichtig für deinen Besuch am Schlossberg Graz:
Um deinen Ausflug zum Grazer Schlossberg zu einem echten Erlebnis zu machen, informiere dich gleich noch über wichtige Fragen wie Preise und Öffnungszeiten. Außerdem erfährst du wo du am besten parkst und wie du deine Anfahrt am besten gestaltest. Hier alle wichtigen Informationen:
–>Eintritt & Preise am Schlossberg
–>die Schlossberg Öffnungszeiten
–>wo parken am Schlossberg?
–>so ist es mit der Anreise zum Schlossberg
–> das Wahrzeichen der Stadt auf dem Schlossberg: der Uhrturm
–>die schönsten Sehenswürdigkeiten in Graz und in der Altstadt
–> Was ist der beste Weg auf den Schlossberg
Weihnachtsmarkt am Glockenturm
Jedes Jahr in der Adventszeit findet am hoch über Graz der Weihnachtsmarkt auf dem Schlossberg statt. In den Schlossbergkasematten, im und vor dem Glockenturm und auf der Art-Sat-Wiese oberhalb des Uhrturms werden verschiedenste Stände aufgebaut, die allerlei verkaufen. Natürlich gibt es Punsch und Glühwein, aber auch kulinarische Köstlichkeiten sowie traditionell steirische Handwerkskunst. Im Glockenturm selbst finden verschiedenste Bastelwerkstätten und Workshops statt, wie zum Beispiel die Engelsbäckerei, wo du deine eigenen Kekse backen kannst und die Engelswerkstatt, wo gebasltelt werden kann. Damit hast du auch die seltene Möglichkeit den Glockenturm einmal von innen zu besichtigen. Der Weihnachtsmarkt auf dem Schlossberg zählt zu den schönsten Weihnachtsmärkten in Graz, den du dir auf keinen Fall entgehen lassen solltest!

Geschichte des Glockenturms am Schlossberg
Der Glockenturm auf dem Grazer Schlossberg wurde im Jahr 1588 unter Erzherzog Karl II. errichtet. Ursprünglich diente er als freistehender Glockenträger (Kampanile) für die nahegelegene Thomaskapelle, eine romanische Rundkirche aus dem 12. Jahrhundert. Allerdings verfiel die Kapelle im Laufe der Jahrhunderte und wurde 1810 fast vollständig abgetragen. Der Glockenturm hingegen blieb erhalten – und das, obwohl er 1809 beinahe dem gleichen Schicksal wie die restlichen Festungsanlagen des Schlossbergs zum Opfer gefallen wäre.

Nach Österreichs Niederlage gegen Napoleon sah der Wiener Frieden die Zerstörung der Schlossbergfestung vor. Auch der Glockenturm und der Uhrturm sollten abgetragen werden. Doch die Grazer Bürger handelten schnell: Sie kauften den Glockenturm für 2.978 Gulden und 41 Kreuzer von den Franzosen zurück. Eine Gedenktafel am Turm erinnert noch heute an diese Rettung, die unter der Führung von Wilhelm Klein erfolgte. Zum Vergleich: Ein Bauernknecht verdiente damals rund einen Gulden pro Woche – ein Beweis dafür, welch große finanzielle Anstrengung die Grazer für den Erhalt ihres Wahrzeichens auf sich nahmen.
Bedeutung und Nutzung des Glockenturm Graz
Errichtet in einer Zeit religiöser Spannungen, stand der Glockenturm symbolisch für die katholische Gegenreformation unter Erzherzog Karl II. Während Protestanten in der Steiermark zunächst geduldet wurden, ordnete Ferdinand II. im Jahr 1600 an, dass alle Einwohner entweder zum Katholizismus übertreten oder das Land verlassen mussten.
Im Laufe der Jahrhunderte diente der Turm nicht nur als Glockenträger, sondern auch als Gefängnis. Zeitweise beherberte der Glockenturm auch eine Küche. In seinen unteren Etagen wurden hochrangige Gefangene untergebracht, darunter Hans Erasmus Graf von Tattenbach, der 1671 hingerichtet wurde, sowie der ungarische Bischof Graf Nádasdy, der 40 Jahre lang inhaftiert war. Der unterste Bereich, die sogenannte „Bassgeige“, wurde zunächst als Verlies für Schwerverbrecher genutzt, später als Lagerraum für Kraut.
Ab 1921 beherbergte der Glockenturm das Schlossbergmuseum, das die wechselvolle Geschichte des Schlossbergs dokumentierte. 1960 wurde es nochmals in den Glockenturm Graz verlegt, bevor es schließlich in die alte Kanonenbastei umzog.

Lage und Umgebung
Der Glockenturm thront auf dem Schlossberg, nur wenige Schritte von der Bergstation der Schlossbergbahn entfernt. Ein gut ausgebauter Weg führt direkt zum Turm. Der berühmte Grazer Uhrturm liegt ebenfalls in unmittelbarer Nähe und ist in wenigen Minuten zu Fuß erreichbar.
Glockenturm und Uhrturm Graz
Der Grazer Glockenturm und der Uhrturm zählen zu den bedeutendsten Wahrzeichen der Stadt. Während der Uhrturm als das bekannteste Symbol von Graz gilt, sorgt die „Liesl“ für den unverwechselbaren Klang des Schlossbergs. Beide Türme blieben nur dank des beherzten Einsatzes der Grazer Bürger erhalten, die sie 1809 durch einen Freikauf vor der Zerstörung bewahrten.

Trotz ihrer räumlichen Nähe unterscheiden sich die beiden Türme architektonisch deutlich: Der Uhrturm steht am südlichen Ende des Schlossbergs und ist von vielen Punkten der Stadt aus sichtbar. Der Glockenturm hingegen liegt weiter im Inneren des Berges und ist teilweise von Bäumen umgeben. Gemeinsam erzählen sie die bewegte Geschichte des Grazer Schlossbergs – von einer einst uneinnehmbaren Festung bis hin zu einem beliebten Wahrzeichen der steirischen Landeshauptstadt.
Übersicht über den Glockenturm mit der „Liesl“
Merkmal | Information |
---|---|
Baujahr | 1588 unter Erzherzog Karl II. |
Höhe | 34 Meter |
Duechmesser | ca. 12 Meter |
Baustil | Alpenländische Renaissance, achteckiger Grundriss |
Glocke | „Liesl“, gegossen 1587 von Martin Hilger |
Gewicht der Glocke | 4.632 kg |
Durchmesser der Glocke | 197 cm |