Mitten in Graz, abseits vom geschäftigen Treiben der Stadt, erhebt sich auf dem Austein ein beeindruckendes Zeugnis der Volksfrömmigkeit: der Kalvarienberg. Diese eindrucksvolle Nachbildung des biblischen Golgota, wo Jesus gekreuzigt worden sein soll, ist nicht nur eine Pilgerstätte, sondern auch ein historisches und architektonisches Juwel. Häufig wird der Kalvarienberg Graz auch als der „kleine Bruder“ des Schlossberg Graz bezeichnet. Die Anlage auf dem Austein verbindet tief religiöse Symbolik mit beeindruckender barocker Baukunst und bietet einen Ort der Reflexion für Gläubige, Kunstinteressierte und Geschichtsbegeisterte gleichermaßen. Seit Jahrhunderten zieht dieser Ort Besucher an, die Jahr für Jahr, aus religiosen oder Interessensgründen, auf den Kalvarienberg Graz pilgern.
Der Kalvarienberg Graz
Der Grazer Kalvarienberg befindet sich auf dem Austein, einem markanten Schieferfelsen im Stadtbezirk Lend. Der Austein erhielt seinen Namen aufgrund seiner Lage in den Auen der Mur. Der Kalvarienberg wurde als Nachbildung des Jerusalemer Kreuzigungshügels Golgota konzipiert und bildet eine außergewöhnliche sakrale Landschaft. Zahlreiche Kapellen, Grotten, Skulpturen und Bildstöcke begleiten den Weg zur beeindruckenden Kreuzigungsgruppe auf der Spitze des Felsens. Mit seiner Höhe von 382 Metern ragt er etwa 30 Meter über Graz auf. Besonders bemerkenswert ist die barocke Gestaltung der gesamten Anlage, die sich harmonisch in die natürliche Umgebung einfügt. Außergewöhnlich sind auch die vielen Kapellen auf und um den Kalvarienberg: insgesamt 10 Kapellen stehen am und neben dem Austein. Die spirituelle Bedeutung des Kalvarienbergs als Ort der Andacht, der Reflexion und der Kunst, zieht sich durch die Jahrhunderte seiner Geschichte.

Die Kreuzigungsgruppe auf der Spitze des Kalvarienbergs
Auf dem Gipfel des Kalvareinbergs befindet sich die Kreuzigungsgruppe, die die erste christliche Gestaltung des Austeins ist und schon seit Anfang an auf dem Berg steht. Auf dem mittleren der drei überdachten Kreuze hängt Christus mit goldenem Körper. Links davon hängt der Verbrecher Dismas, der mit Christus gekreuzigt wurde. Nach ihm wurde auf dem Kalvarienberg die Dismaskapelle benannt, bevor diese später in Mariatroster Kapelle umbenannt wurde. Das Kreuz rechts von Jesus zeigt Gestas. Unter dem Kreuze Jesu sind die Mutter Maria, der Apostel Johannes und Maria Magdalena als Sandsteinfiguren zu sehen. Die drei Figuren wurden von Jakob Schoy geschaffen.

Auf dem steinernen Weg mit den gemauerten Brüstung hinauf zur Kreuzigungsgruppe befinden sich zahlreiche Kapellen, Grotten und Bildstöcke. Über mehrere Aufgänge erreicht man den Gipfel des Kalvareinberg Graz. Einige der Kapellen finden auch unten am Fuße der Austeins platz, da dieser allein nicht groß genug für die vielen Bauten ist
Aufgrund der vielen Pilger am Kalvarienberg und deren großen Spendenbereitschaft, aber auch durch großzügige Spenden des Adels konnte der Kalvarienberg zu seiner heutigen Form ausgebaut werden. Aufgrund seiner Ähnlichkeit zum Hügel Golgota und der ähnlichen Länge des Weges von der Grazer Altstadt bis zum Austein wie der Via Dolorosa in Jerusalem, war der Kalvarienberg als Pilgerstätte sehr beliebt. Auch der großzügige Ausbau zog viele Pilger an.
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Geschichte des Kalvarienberg Graz
Die Entstehung des Kalvarienbergs geht auf die Zeit der Gegenreformation zurück. Bereits 1550 war diese in Graz in vollem Gange. Deshalb wurde schon bald ein Kreuzweg mit 14 Stationen in Graz eröffnet, der als eine Art Vorläufer des Kalvarienbergs gilt. Dieser Leidensweg erlangete auch durch die öftere Begehung Erzherzog Karls des II. und seiner Gemahlin Maria von Bayern Bekanntheit. Dieser Kreuzweg existiert jedoch heute nicht mehr.
Anfang des 17. Jahrhunderts, als die katholische Kirche nach der Reformation ihre Macht in der Steiermark festigen wollte, wurde die Idee eines Kalvarienbergs in Graz geboren. Die ersten drei Kreuze wurden 1606 von Bernhard Walter und Ferdinand Maschwander aufgestellt. 1619 wurde der Felsen von der Witwe Maschwanders dem Jesuitenorden übergeben, der die Anlage systematisch ausbaute. Schon früh entwickelte sich der Kalvarienberg zu einem bedeutenden religiösen Zentrum und Ziel zahlreicher Wallfahrten. Im Jahr 1654 wurde auf dem Kalvarienberg dann die erste Kapelle errichtet, die Heilig-Grab-Kapelle. Nahezu 6000 Pilger sollen damals vor Ort gewesen sein, als der Grundstein der Kapelle gelegt wurde. Besonders im 18. Jahrhundert erlebte die Anlage ihre Blütezeit, als Kaiser Leopold I. sie mit großzügigen Spenden unterstützte.

Mit den josephinischen Reformen im späten 18. Jahrhundert wurde die Volksfrömmigkeit jedoch eingeschränkt, und einige Wallfahrtstraditionen gerieten in Vergessenheit. Im 20. Jahrhundert verfiel die Anlage zunehmend, wurde aber seit den 1950 Jahren immer wieder saniert. Im Jahr 1999 entschied man sich schließlich für eine dringend notwendige umfassende Restauration des Kalvarienberg Graz, die 2003 erfolgreich abgeschlossen wurde. Heute erstrahlt der Grazer Kalvarienberg wieder in vollem Glanz.
Die Sage zum Grazer Kalvarienberg
Eine faszinierende Legende rankt sich um die Entstehung des Kalvarienbergs. Der Sage nach wurde der Felsen vom Teufel selbst nach Graz geschleudert. Als er bemerkte, dass die Grazer Bürger ihn überlistet hatten und ihm die versprochenen Seelen nicht übergeben wollten, geriet er in Zorn und schleuderte einen riesigen Stein auf die Stadt. Der Felsen zersprang in zwei Teile: Der größere wurde zum Schlossberg, der kleinere zum Kalvarienberg. Jedoch ist der Wahrheitsgehalt der Sage zweifelhaft, da der Kalvarienberg aus Schiefer besteht, während der Schlossberg aus Dolomitgestein ist.
Die Kalvarienbergkirche mit der Heiligen Stiege und der Ecce-Homo-Bühne
Am Fuße des Kalvarienbergs steht die Kalvarienbergkirche zum Heiligen Kreuz. Sie wurde im 17. Jahrhundert als Erweiterung einer kleinen Ölbergkapelle errichtet und entwickelte sich zu einem wichtigen religiösen Zentrum. Besonders bemerkenswert ist die sogenannte Heilige Stiege, eine Nachbildung der Scala Santa in Rom, die der Überlieferung nach die Treppe zum Palast des Pontius Pilatus war. Früher mussten Gläubige diese Stiege auf den Knien erklimmen, um Ablass für ihre Sünden zu erhalten.

Ein weiteres herausragendes Detail der Kirche ist die Ecce-Homo-Bühne. Diese beeindruckende Fassadenbühne zeigt eine bewegte Szene aus dem Johannesevangelium: Pontius Pilatus präsentiert den geschundenen Christus dem Volk mit den berühmten Worten: „Ecce Homo! – Seht, welch ein Mensch!“ Die Figuren, die in barocker Dramatik gestaltet sind, verleihen dieser Szene eine besonders eindringliche Wirkung. Diese Darstellung diente nicht nur der religiösen Erbauung, sondern war auch Teil des Jesuitentheaters, das mit bildlichen Inszenierungen den Glauben der Menschen stärken sollte.

Die Kalvarienberganlage
Die gesamte Anlage des Kalvarienbergs ist ein einzigartiges Zusammenspiel von Architektur, Skulptur und Landschaft. Der Weg zur Spitze des Felsens ist gesäumt von zahlreichen Kapellen, Grotten und Bildstöcken, die die verschiedenen Stationen der Passion Christi nachbilden. Die Kreuzigungsgruppe auf der Spitze ist das zentrale Element der Anlage und bietet zugleich eine atemberaubende Aussicht über Graz.

Die Kapellen des Kalvarienbergs
Der Kalvarienberg beherbergt zahlreiche Kapellen, jede mit einer eigenen Bedeutung und kunstvollen Gestaltung. Die großzügigen Spenden der Pilger ermöglichten den Bau der ungewöhnlich vielen Kapellen. Teils befinden sich die Bauten auf dem Berg, zum Teil aber auch aufgrund von Platzmangel an dessen Fuße. Hier eine Übersicht der Kapellen am Kalvarienberg Graz:
- Die Geißelungskapelle: Zeigt die Szene der Geißelung Jesu durch römische Soldaten.
- Die Petrusgrotte: Eine künstliche Höhle mit einer Statue des reuigen Petrus.
- Die Maria-Magdalena-Kapelle: Gewidmet der treuen Begleiterin Jesu, Maria Magdalena.
- Die Herrgottruh-Kapelle: Zeigt Christus, der vor seiner Kreuzigung ruht.
- Die Kreuzfallkapelle: Stellt einen der Stürze Jesu unter dem schweren Kreuz dar.
- Die Beweinungskapelle: Zeigt Maria, die ihren toten Sohn in den Armen hält.
- Johannes-Nepomuk-Kapelle: Sie gehört zwar thematisch nicht zum Kalvarienberg, steht aber trotzdem an dessen Fuß
- Verspottung-Christi-Kapelle: Sie stellt in ihrem Inneren die Gefangennahme Jesus‘ auf dem Ölberg dar
- Die Mariatroster Kapelle: Ursprünglich Dismaskapelle, später nach einer Marienfigur umbenannt.
- Die Grabkapelle: Das älteste Bauwerk der Anlage, mit einer Nachbildung des Heiligen Grabes.

Der Weg zum Kalvarienberg
Einst führte ein besonderer Prozessionsweg vom Grazer Dom bis zum Kalvarienberg. Dieser war mit sieben Bildstöcken gesäumt, die verschiedene Stationen der Passion zeigten. Die Stöcke wurden in der Zeit von 1660 bis 1662 errichtet und stehen für die sieben Schmerzen Mariä. Der ca. 3,5 Kilometer lange Weg mit seinen Bildstöcken ist auch heute noch erhalten, doch wird dieser kaum mehr begangen. Vom Dom führt der Prozessionsweg zur Mariahilferkirche, weiter zum Lendplatz, bis in die Zeillergasse. Von dort verläuft der restliche Weg entlang der Kalvarienbergstraße bis er bei der letzten Station an der Kalvarienbergkirche endet.
Die Lage des Grazer Kalvarienbergs
Der Kalvarienberg befindet sich im Grazer Stadtbezirk Lend, nahe der Mur am westlichen Ufer, etwas Flussaufwärts der Kalvarienbrücke. Damit liegt der Kalvarienberg im Norden von Graz, jedoch noch keineswegs außerhalb. Der am Murufer entlangführende Murradweg verläuft direkt am Kalvarienberg vorbei. Ursprünglich lag der Berg in einer Aulandschaft, doch heute ist das Gebiet dicht besiedelt. Über verschiedene Straßen und Buslinien ist der Kalvarienberg gut erreichbar. Besonders von der Spitze des Felsens hat man eine beeindruckende Aussicht über die Stadt.
Der Luftschutzstollen im Kalvarienberg
Während des Zweiten Weltkriegs wurde unter dem Kalvarienberg ein Luftschutzstollen errichtet, der Platz für rund 3.000 Menschen bot. Dieser rund 314 Meter lange Stollen war Teil des Grazer Luftschutzsystems und sollte die Bevölkerung vor Bombenangriffen schützen. Im Schlossberg wurden damals ähnliche Stollensysteme angelegt, wovon der Schlossbergtunnel unter dem Uhrturm heute wieder begehbar ist.